Levan Gvelesiani

Hiobs letztes Gespräch mit dem Herren

 
9/2002 im Autorenweb


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Hiobs letztes Gespräch mit dem Herren


... Als Hiob nach dem langen Leben starb, kam er an das Himmelstor. Da damals Petrus noch nicht im Dienst war, stand das Tor offen, und nur zwei sich langweilende Cheruben starrten den vorbeigehenden Hiob ohne Interesse an. Hiob hatte nichts besonderes vor: Er wollte sich nur beim Herrn bedanken und ihm einige Fragen stellen. Nicht aus Unglauben, sondern aus purer Neugier.

Der Warteraum Gottes war ziemlich leer. Auf der linken Seite, vom Eingang her gesehen, auf der langen blauen Bank neben der Tür mit der Aufschrift "Gerichtssaal. Unaufgeforderter Eintritt wird bestraft!" saßen zwei gerade verstorbene Männer, - anscheinend Sünder, hätte man beim Ausblick ihrer Gesichter meinen können. Beide hatten hoffnungslose Mienen. Etwas weiter in der Ecke stand wartend ein gefallener Engel; das merkte Hiob an dessen zerknautschtem Flügel mit den abgebrandten Federspitzen.

Rechts vom Eingang, neben der Tür mit der Aufschrift "Gott. Empfang nur nach Vereinbarung." saßen auch zwei Menschen: Wohl zwei Gerechte, die mit frommer Physiognomie geduldig auf den Aufruf warteten. Hin und wieder öfneten sich die Türen, und mal Engel, mal stolze Erzengel, oder Serafen in feinem Gewand zogen durch den Warteraum hin und her.

Es roch angenehm nach indischem Weihrauch und war wohlig warm, "wie bei Gott im Schoß" – dachte Hiob...

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