Hiobs letztes Gespräch mit dem Herren
... Als Hiob nach dem langen Leben starb, kam er an das Himmelstor. Da damals Petrus noch
nicht im Dienst war, stand das Tor offen, und nur zwei sich langweilende Cheruben starrten
den vorbeigehenden Hiob ohne Interesse an. Hiob hatte nichts besonderes vor: Er wollte
sich nur beim Herrn bedanken und ihm einige Fragen stellen. Nicht aus Unglauben, sondern
aus purer Neugier.
Der Warteraum Gottes war ziemlich leer. Auf der linken Seite, vom Eingang her gesehen, auf
der langen blauen Bank neben der Tür mit der Aufschrift "Gerichtssaal. Unaufgeforderter
Eintritt wird bestraft!" saßen zwei gerade verstorbene Männer, - anscheinend Sünder, hätte
man beim Ausblick ihrer Gesichter meinen können. Beide hatten hoffnungslose Mienen. Etwas
weiter in der Ecke stand wartend ein gefallener Engel; das merkte Hiob an dessen
zerknautschtem Flügel mit den abgebrandten Federspitzen.
Rechts vom Eingang, neben der Tür
mit der Aufschrift "Gott. Empfang nur nach Vereinbarung." saßen auch zwei Menschen: Wohl
zwei Gerechte, die mit frommer Physiognomie geduldig auf den Aufruf warteten. Hin und wieder
öfneten sich die Türen, und mal Engel, mal stolze Erzengel, oder Serafen in feinem Gewand
zogen durch den Warteraum hin und her.
Es roch angenehm nach indischem Weihrauch und war
wohlig warm, "wie bei Gott im Schoß" – dachte Hiob...
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